Wer hätte nicht schon von Jupiter oder Mars, Merkur oder Venus gehört? Die großen Gottheiten des griechisch-römischen Pantheon sind selbst Nichtlateinern geläufig und haben es bis an unseren Sternenhimmel geschafft. Weit weniger bekannt, dafür exotischer, ist der ursprünglich im Orient beheimatete unbesiegbare Sonnengott Mithras. Dies allerdings zu Unrecht, war Mithras doch gerade in den germanischen und den Provinzen entlang der Donau seit dem mittleren 2. Jh. n. Chr. äußerst beliebt: Seine Tempel, die Mithräen, sind überall zu finden, oft sogar mehrere in ein und derselben römischen Siedlung. Ganz anders als Tempel sonst präsentieren sie sich nicht säulenprangend auf einem hohen Podium. Im Gegenteil – in eine Felswand sind sie eingetieft oder noch häufiger als Rechteckbau halb in den Boden versenkt und innen mit einer Tonnendecke überwölbt. Sie sollten die Höhle nachahmen, in der Mithras laut Mythos den Stier tötete und so Leben und Fruchtbarkeit hervorbrachte.
Zu gerne wüssten wir mehr über diesen Kult, der jedoch ein Mysterienkult war und im geschlossenen Kreis der Eingeweihten praktiziert wurde; in den literarischen Quellen sucht man daher vergebens nach ausführlichen Beschreibungen. Hingegen verrät uns so manches die Archäologie, und dies mögen Sie der 3D-Rekonstruktion eines typischen Mithrasheiligtums in Martigny (Schweiz) entnehmen, das hier nach Befund und im Vergleich mit anderen Mithräen vorschlagsweise ergänzt ist: Durch einen kleinen Vorraum gelangt man über ein paar Stufen hinunter in den Hauptraum und geht einen schmalen Gang direkt auf die Darstellung des stiertötenden Mithras zu. Podien zu beiden Seiten des Ganges dienten der Kultgemeinschaft zum Lagern beim Kultmahl, das eine zentrale Rolle spielte. An den Wänden reihen sich im Bild die Repräsentanten der sieben Weihegrade mit klingenden Namen wie corax (Rabe), miles (Soldat) oder pater (Vater), dem höchsten Weihegrad. An vielen Stellen erblickt man Bilder und Symbole, die auf Astrales weisen wie Sol und Luna in den Zwickeln über dem Bogen am Gangende oder Kristallsterne an der Decke. Astronomie und Astrologie waren also ebenfalls wichtige Elemente im Kult, weshalb Mithras eigentlich noch mehr als Vulkan oder Neptun einen Platz am Firmament verdient hätte. Mithräen scheinen kulthöhlengemäß nie Fenster gehabt zu haben, so dass Effekte mit künstlichem Licht im dunklen Raum wirkungsvoll eingesetzt werden konnten.
Mithras ist in vielerlei Hinsicht anders als andere Götter und trotz zahlreicher materieller Hinterlassenschaften noch immer geheimnisvoll. Tauchen Sie also ein in die faszinierend-schummrige Atmosphäre seines Heiligtums!
Für einen kleinen Rundgang durch das 3D-Modell bitte hier entlang.
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